Wir sind keine Engel

 Wir sind keine Engel

Weihnachten ist mal wieder vorbei…das neue Jahr rast und schon schreiben wir eine zwei im Datum. Erschreckend und dennoch der Lauf der Zeit.

Doch für mich kein Hindernis, um noch rückblickend über ein Theaterstück zu berichten, das mich zur Weihnachtszeit fasziniert hat.

Sicher kennen viele den Hollywood Film „Wir sind keine Engel“, der 1955 bereits erschienen ist und mit Starbesetzung aufwaretet. So spielten unter anderem Peter Ustinov und Humphrey Bogart zwei der Hauptrollen!

Kaum zu glauben, dass also ein Stück, das ursprünglich 1951 von Autor Albert Husson unter dem Titel „Eine schöne Bescherung“ geschrieben wurde, bis heute noch die Menschen fesselt und dafür sorgte, dass die Stuttgarter Komödie im Marquardt bis auf den letzten Platz ausverkauft war!

Doch es gibt eben Evergreens, die niemals ihren Glanz verlieren und die man auch immer wieder sehen kann, da sie so charmant und unterhaltsam sind. Viele aktuelle Filme schaffen es nicht, an den Erfolg derartiger Vorgänger anzuknüpfen und das ist auch gut so. Zeigt uns doch dies, dass es nicht immer extreme Technik benötigt, um die Massen zu begeistern. Eine Story, die so harmlos, humorvoll und dennoch tiefgründig ist, reicht völlig aus!

So schreiben wir den 24. Dezember – Schauplatz des Geschehens ist der Ort Cayenne in Französisch-Guayana, welches zwischen Surinam und Brasilien liegt und bis heute noch zu Frankreich gehört. Bekannt ist der Ort auch als sogenannte „Teufelsinsel“, da diese von 1852-1946 als Strafkolonie für Schwerverbrecher genutzt wurde.

Und drei dieser Straffälligen brechen aus dem Gefängnis aus – sie haben einen Plan: Unterschlupf und Arbeit bei einer Familie finden, diese ausrauben, umbringen und fliehen!

Der Plan scheint zu funktionieren, denn Alfred (Jörg Pauly), Jules (Andreas Klaue) und Joseph (Matthias Rott) dürfen tatsächlich den Dachboden des Warenhauseigentümers Felix Ducotel (Klaus Cofalka-Adami), der gemeinsam mit seiner Frau Amelie (Katrin Steinke) und Tochter Isabelle (Arwen Schünke) in Cayenne lebt, renovieren.

Familie Ducotel ist leider im heimischen Le Havre Bankrott gegangen, in Cayenne versuchen sie es mit einem kleinen Geschäft und werden dabei von den Dortansässigen ganz schön über´s Ohr gehauen. Allen voran Madame Parole (Sebastian Kreutz, der in einer Doppelrolle zu sehen ist), die stets „anschreiben“ lässt und nie bezahlt.

An sich wäre das Leben der Ducatels nicht gefährdet, doch als Vetter Juste (ebenfalls Sebastian Kreutz) mit seinem Neffen Paul (Maximilian Wex) auftaucht, ändert sich das gewaltig. Juste ist der geborene Geschäftsmann, knallhart und ohne Gnade nur auf Profit aus. Menschlichkeit und Tugend zählen für ihn nicht. Daher verlangt er auch von Felix alle Unterlagen, um genau zu prüfen, ob die Geschäftsbücher und die Buchführung stimmen. Für Felix eine Katastrophe…doch drei „Engel“ kommen ihm regelrecht zu Hilfe!

Die drei Sträflinge zeigen sich als äußerst nützlich. So stellen sie sich als Verkaufstalent, Koch und charmanter Retter in der Not heraus. Und sie durchschauen Juste´s Pläne. Ihn umzubringen kommt nicht in Frage, doch das Schicksal löst das Problem und das Schicksal zeigt sich in Form ihres kleinen Haustieres…einer hochgiftigen Schlange, die den Namen Adolf trägt…

Regisseur Robin Telfer gelingt es, den Stoff des legendären Hollywoodfilms perfekt auf die Bühne zu bringen. Seine Neuübersetzung und bearbeitete Fassung ist kurzweilig und so aktuell wie nie. In einer Zeit, in der das Materielle stets über der Menschlichkeit steht, kann „Wir sind keine Engel“ hervorragend zeigen, dass man mit Vorurteilen sehr vorsichtig sein sollte und dass das Gute im Menschen siegt.

Der einzige Mordplan der Sträflinge wird nach dem Auftauchen von Vetter Juste ziemlich schnell verworfen, so werden die „bösen Buben“ zu drei „Engeln“, die ihre einst auserkorenen Opfer nun beschützen und ihnen helfen, dass alles gut wird.

Auch optisch vollziehen die drei eine Verwandlung. Sie verlassen in der Tat Cayenne als freie Männer, in Anzug und geschniegelt. Doch ohne erneut zu morden, sondern mit Freunden an ihrer Seite, die ihnen sehr dankbar sind.

Dass das Stück sogar ein wenig die biblische Weihnachtsgeschichte aufgreift und die drei Häftlinge Ähnlichkeit mit den Heiligen drei Königen aufweisen, ist kein reiner Zufall. Diese drei Fremden wurden auch erst beäugt, doch sie nahmen die Reise auf sich, um dem Jesuskind Geschenke zu bringen – hier gibt es die Geschenke in anderer Form, doch ebenso positiver Natur.

Das Stück kommt ohne große Kulissen aus, es wird lediglich die WOhnstube der Ducotels gezeigt, die jedoch absolut ausreicht für das Geschehen und liebevoll eingerichtet ist.

Was braucht man mehr, als ein Stück, das einem gute Unterhaltung und eine Botschaft liefert?!

Daher berichte ich auch noch zum jetzigen Zeitpunkt darüber und freue mich auch, wenn im TV der alte Film mal wieder zu sehen ist!

Bericht: Franziska Maier

Foto: Tobias Metz

Franziska