Vier Powerfrauen und ein Todesfall oder „Himmlische Zeiten“ in der Komödie im Marquardt Stuttgart

 Vier Powerfrauen und ein Todesfall oder „Himmlische Zeiten“ in der Komödie im Marquardt Stuttgart

Wünschen Sie sich auch schon lange ein „Make over“ oder wenigstens ein paar glattgebügelte Falten im Gesicht? Wenn Sie diese Fragen nun bejahen, kann ich Ihnen die Parkklinik am Schwanenteich wärmstens an´s Herz legen, denn dort wird Ihnen geholfen…der Chefarzt persönlich kümmert sich um Ihre Belange, wenn Sie das nötige Kleingeld dafür haben und egal, ob Brust-OP, Fettabsaugung oder Botox, für alles gibt es eine Lösung.

Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch die Finanzmanagerin und Karrierefrau (gespielt von Franziska Becker) dort einkehrt, um sich „generalüberholen“ zu lassen, immerhin steht ein wichtiges Bewerbungsgespräch für den Vorstand an und da muss man sich mit 57 doch auch optisch in´s Zeug legen.

Zimmer 321 wird zum Mittelpunkt des Geschehens, in dem vier Damen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aufeinandertreffen.

Die „musical“ische Komödie „Himmlische Zeiten“ steht ihren beiden Vorgängerstücken „Heiße Zeiten“ und „Höchste Zeit“ in nichts nach! Sinnierten die Damen in den ersten beiden Stücken noch lapidar über Beziehungen, Wechseljahre und erste Zeichen der Zeit, so schlägt „Himmlische Zeiten“ teilweise doch ernstere Töne an.

Bekannte Hits aus Schlager, Pop und Rock werden pfiffig und passend vom Musikalischen Leiter Carsten Gerlitz umgetextet und Regisseurin Katja Wolff schafft es, dass gerade die nachdenklichen Passagen noch eine Nuance Leichtigkeit und Witz versprühen, obwohl Themen wie Alzheimer, Tod und die Vergänglichkeit des Lebens wahrlich kein Scherz sind.

„Himmlische Zeiten“ schließt nun also die Trilogie rund um die vier Damen besten Alters ab und das Publikum der Komödie im Marquardt Stuttgart musste lange darauf warten. Corona machte der Premiere stets einen Strich durch die Rechnung und das ursprünglich auf 2020 datierte Stück, musste zwei Jahre in der Warteschleife verharren.

Umso mehr feierte das Publikum nun die Rückkehr der Ladies!

Man geizte bereits in Teil 1 und 2 nicht mit dem Spiel der Stereotypen, doch nun werden diese nochmals vertieft. Zur „Karrierefrau“ gesellen sich die bodenständige „Hausfrau“ (Angelika Mann, die mit ihrer „Berliner Schnauze“ für köstliche Einlagen und Lacher sorgt), „die Junge“ (Laura Leyh als schwangere und teilweise nahe am Wasser gebaute Mittvierzigerin) sowie „die Vornehme“ (Heike Jonca, die sich hier im Rollstuhl und mit Amnesie präsentiert).

Alle vier passen nicht nur schauspielerisch, sondern auch stimmlich hervorragend zusammen. So bestechen sie in ihren Soli sowie in mehrstimmigen Quartetten.

Dass die Karrierefrau natürlich nicht nachvollziehen kann, dass man sich für Familie und Kinder aufopfert und die Vornehme, die zwar alles Geld der Welt hat, im Gegensatz zur Hausfrau, die jeden Cent umdrehen muss, doch dennoch alleine ihr Dasein fristet, zeigt wieder deutlich, dass hinter jeder noch so perfekten Fassade eine Geschichte steht. Und genau diese Geschichten sind es, die Menschen verbinden. Wenn nur der schöne Schein zu sehen ist, wird man nie die wertvolle Perle, die im Verborgenen liegt, entdecken.

Vier Powerfrauen und ein Todesfall wäre wohl ebenfalls eine passende Betitelung dieses Stückes gewesen, denn ja, auch der Tod macht nicht Halt vor dieser illustren Runde. Doch inwiefern er sich zeigt und welche Folgen sich daraus ergeben?

Das müssen Sie selbst sehen – bis zum 10. Juli wird diese wunderbare Revue noch aufgeführt.

Bildquelle und Tickets unter: www.schauspielbuehnen.de

 

Franziska