Ghost – Nachricht von Sam

 Ghost – Nachricht von Sam

Ghost – Nachricht von Sam

 

Dass Musicals oftmals traurig oder dramatisch sind, ist allseits bekannt. Auch, dass Geister und sogar der Tod selbst sein Unwesen treiben. Doch meistens sieht man als Zuschauer derartige Stücke mit der nötigen emotionalen Distanz. Bei “Ghost“ ist das anders….

Vielen dürfte der gleichnamige Hollywoodfilm mit dem unvergessenen Patrick Swayze als „Sam“ und seiner Filmfreundin „Molly“, alias Demi Moore, bekannt sein. Eben diese Handlung ist nun als abendfüllendes Musical im Stuttgarter Palladium Theater zu sehen.

Schon häufig wurden Filme als Musicaladaption auf die Bühne gebracht, mal mehr, mal weniger gut. Auch ich konnte es mir nicht wirklich vorstellen, wie man nun genau dieses Werk in eine musikalische Fassung bringen konnte. Welche Art von Musik würde mich erwarten? Welche Special Effects? Wie würde die gesamte Stimmung im Saal sein, bei solch einem doch traurigen Stoff?

Der Reihe nach…für alle, die den Film nicht kennen, möchte ich sagen, dass jeder, der einen nahestehenden, geliebten Menschen verloren hat, das Stück mit Vorsicht besuchen sollte. Es geht an die Nieren!

So sind Molly und Sam ein junges Paar, das gerade in ein gemeinsames Appartment in New York zieht, um ihr Glück perfekt zu machen. Molly möchte stets von ihrem Sam die berühmten drei Worte „ich liebe dich“ hören, doch anstatt ihr diesen Wunsch zu erfüllen, antwortet Sam stets mit „dito“, was Molly natürlich zur Weißglut treibt. Dennoch weiß sie, dass Sam sie genauso stark liebt und die beiden genießen ihre Zweisamkeit. Wer kennt nicht die legendäre Filmszene mit dem Titelsong „Unchained melody“, die damals die Charts eroberte und nach der viele Frauen die Töpferkurse sprengten.

Sam, ein erfolgreicher Banker, hat außerdem auch im Job viel zu tun. Daher ist er froh, dass ihm sein Kollege und bester Freund Carl so manches abnimmt. Nicht ahnend, dass Carl sein Schicksal massiv verändern wird, da dieser heimlich Geldwäsche betreibt und an die Bankkonten der Leute herankommen möchte durch Sam. Ihm gelingt es, ein beträchtliches Sümmchen zu veruntreuen. Doch damit Sam nichts mitbekommt, soll dieser eine Lektion erteilt bekommen. Eines Abends werden Sam und Molly nach einem romantischen Dinner überfallen. Doch der Überfall endet für Sam tödlich. Für Molly, die trauernd zurückbleibt, beginnt eine grausame Zeit der Trauer und Hoffnungslosigkeit. Sam hingegen ist weiterhin präsent, doch als Geist, der völlig überfordert ist mit der Situation. Langsam lernt er, mit der Lage umzugehen. Er begreift, dass er Molly helfen muss, da sich sein Mörder noch weiter in ihrem Umfeld herumtreibt und es sogar auf sie abgesehen hat. Doch wie soll ein Geist einem Menschen helfen, der nicht einmal Dinge bewegen oder den man nicht hören kann? Doch es gibt eine Person, die es versteht, mit Geistern zu reden und sie zu hören: Das Medium Oda Mae, die jedoch bis dato die Leute nur um ihr Geld erleichtert, ohne dass sie wirklich von ihrer Gabe weiß. Dank Sam bekommt sie mit, welch Kraft in ihr schlummert und sie hätte sehr gerne darauf verzichtet, nachdem Sam sie so lange nervt ihr zu helfen, bis sie nicht mehr kann.

Molly glaubt natürlich nicht, dass Oda Mae mit Sam reden kann, doch letztendlich schafft sie es, sie zu überzeugen und die Story nimmt ihren Lauf…Oda Mae und Molly kommen in noch größere Gefahr, als Carl mitbekommt, dass die beiden nun auch von den kriminellen Machenschaften wissen und die Lage spitzt sich gefährlich zu…

Wer den Film kennt, der weiß, wie er endet. Ein richtiges Happy End ist natürlich anders, doch die Gerechtigkeit darf siegen. Die Bösen kommen in die Hölle und der Gute in den Himmel.

Auf der Bühne ist das imposant dargestellt, so öffnet sich das Tor der Hölle mit einem weißen Lichtstrudel, der dann von roten Flammen umrahmt wird. Und im Himmel warten alle Ahnen auf Sam, der von hellem Licht umgeben in deren Reigen aufgenommen wird.

Sehr lobend zu erwähnen sind die Special Effects insgesamt. Wenn Sam lernt, Dinge zu bewegen, dann fliegen tatsächlich wie von Geisterhand Gegenstände über die Bühne, ein Brief faltet sich von alleine in Mollys Hand oder Sam greift durch eine Türe hindurch und man fragt sich, wie er das macht.

Sicherlich ist es besser, bei diesem Stück nicht genau in der ersten Reihe zu sitzen, das könnte die Illusion rauben, doch wenn man ein paar Reihen weiter hinten sitzt, glaubt man wirklich daran, dass Geister am Werk sind!

Die Musik ist eingängig, teilweise rockig und powervoll oder sanft und einschmeichelnd. Sie passt sich der jeweiligen Stimmung an und kann auch für die ein oder andere vergossene Träne im Saal sorgen.

Sehr gut ist auch die Mischung aus ernsthaften/traurigen und schwungvollen/lustigen Szenen. So wird der Zuschauer auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle mitgenommen, die einen zum Glück auch wieder aus dem Tal der Tränen holt und einen zum Lachen bringt!

Auch die Darsteller schaffen es, einen mitzureißen. Dass hier „Molly“, gespielt von Roberta Valentini, nicht kurze dunkle Haare, sondern längere blonde Haare hat, könnte den ein oder anderen etwas stören. Doch es kommt ja nicht auf die Frisur, sondern auf die Spielweise und den Gesang an und der ist hervorragend. Hannes Staffler als „Sam“ ist auch kein „Patrick Swayze“, sondern ein ganz eigener „Sam“, der etwas rauhbauziger wirkt und nicht so der Womanizer Typ des Films ist. Aber auch er gewinnt die Herzen des Publikums und man fiebert mit ihm auf seiner Reise durch die Geisterwelt.

Der fiese „Carl“ (Marius Bingel) ist ein richtiger schleimiger Unsympath, dem man seinen Höllenritt gönnt und „Oda Mae“ (Chasity Crisp) ist beinahe so genial wie „Whoopie Goldberg“ in dieser Paraderolle!

Wer also gute Unterhaltung sucht und bereit ist, doch ein paar Tränen zu vergießen, der sollte sich „Ghost – Nachricht von Sam“ auf jeden Fall noch ansehen. Das Stück ist nur noch kurze Zeit in Stuttgart zu sehen!

 

Bericht: Franziska Maier

Foto: Stage Entertainment

Franziska