Die Päpstin gastiert in Füssen
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Die Päpstin
Eine weibliche Päpstin im Vatikan? Kann so etwas wirklich wahr sein?
Dieser Frage geht das Musical „Die Päpstin“, das aktuell als Gastspiel im Füssener Festspielhaus gezeigt wird, nach.
Ein faszinierender und zugleich schwieriger Stoff für ein Musical. Und vor allem: Was sagen wohl die Vertreter der Katholischen Kirche dazu?
In der Tat gibt es in der Chronik der Päpste ein fehlendes Kapitel.. deutet dies daraufhin, dass es wirklich einmal eine Päpstin gegeben hat?
Johanna wächst als zweites Kind eines Dorfpriesters auf. Ihre Mutter praktiziert heidnische Bräuche und lehrt die kleine Johanna die nordischen Sagen sowie das Schreiben. Dazu hört sie aufmerksam zu, wenn ihr Bruder Johannes vom Vater unterrichtet wird.
Dieser hat große Pläne mit seinem Erstgeborenen, er soll nach Dornstadt auf die Domschule. So kommt es, dass Aeskulapius den Jungen abholen möchte. Als es jedoch um die Kenntnisse des Jungen geht, merkt Aeskulapius schnell, dass dieser nicht der intelligente Part der Familie ist, sondern Johanna. Er bietet dem Vater an, beide Kinder mitzunehmen und sieht in Johanna großes Potential.
Der Vater, von Stolz und Frauendiskriminierung zerfressen, würde eher auf die Bildung der Kinder verzichten, bevor er es erlaubt, dass ein Mädchen die Domschule besucht. Seinen Zorn lässt er an seiner Frau aus und das nicht zu knapp. So dass Johanna und Johannes beschließen, das Elternhaus zu verlassen und Aeskulapius zu folgen.
reift, bewahrheitet sich ihre Befürchtung. Gerold verliebt sich in Johanna und auch Johanna hat starke Gefühle für ihren Beschützer von einst entwickelt. So kommt es zum verhängnisvollen Bekenntnis und Kuss.
Doch, ob es nun wirklich eine Päpstin gab oder nicht, die Zuschauer werden während des Musicals Zeuge einer faszinierenden Geschichte. Die Inszenierung benötigt keine großen Requisiten, da die Handlung und die Darsteller brillieren und bestechen.
So wird Johanna (Kristin Backes) stets von zwei schwarzen Raben begleitet, die passend zu Bühnenumbauten erscheinen oder über den Köpfen der Darsteller schweben und mit akrobatischen Einlagen faszinieren. Die Raben als Symbol der Mutter (Stefanie Kock), die immer schützend ihre Hand über ihre Tochter hält und die selbst bei ihrem Tod für sie da ist, wenn die Raben ihre Schwingen ausbreiten und die tote Johanna bedecken.
Gerold (Hannes Staffler), der eine Art Heldenrolle im Stück einnimmt und Anastasius (Christopher Brose) zum Opfer fällt, welcher zusammen mit seinem Vater Arsenius so richtig bösartig aufspielt und nicht zu vergessen ein weiterer düsterer Charakter: Johannas Vater (Chris Murray), der einem das Fürchten lehrt durch seinen Gesang und sein Mienenspiel.
Bruder Rabanus (Kevin Tarte), ein Märtyrer und Helfer Johannas, der zwar nur ein Gesangssolo hat, aber dennoch eine wichtige Rolle im Stück einnimt und nicht zuletzt Aeskulapius (Alexander Kerbst), der durch das gesamte Stück führt und dem Publikum auch die Zusammenhänge erklärt. So beginnt das Musical mit der Krönungsszene und bietet dann einen Rückblick in Johannas Kindheit, ehe es dann blitzlichtartige Einblicke in ihren Werdegang gibt.
Das Stück lebt von starken und einfühlsamen Balladen, die berühren und ins Ohr gehen, doch auch große Ensembleszenen sind vorhanden. Dass die Musik nicht live von einem Orchester gespielt wird, fällt selten auf. Höchstens bei eben erwähnten Ensembleszenen, bei denen Verhältnis zwischen Musik und Gesang nicht ganz stimmig ist.
„Die Päpstin“ – ein ergreifendes Stück, das einen nicht so schnell loslässt. So hört man die Zuschauer beim Hinausgehen rätseln, ob es nun wirklich diese faszinierende Gestalt gab oder ob doch alles Lüge war. Im Endeffekt ist das sekundär. Wichtig ist, dass die Botschaft des Musicals klar herüberkommt: Die Emanzipation der Frau war ein langer und schwieriger Prozess und bis heute gibt es leider noch viele Länder, in denen die Frauen nicht viel wert sind. Nehmen wir uns ein Beispiel an Johanna und tragen ihre Botschaft hinaus in die Welt! Jeder Mensch ist gleich und sollte die gleichen Chancen haben, ob bei der Bildung, der Berufswahl oder bezüglich der Menschenrechte!
Bericht: Franziska Maier
Foto: Festspielhaus Füssen
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